Der Klimawandel beeinflusst die Vegetation im Berggebiet maßgeblich. Eine zukunftsfähige Almwirtschaft muss sich den neuen Herausforderungen anpassen. Das "magische Dreieck der Almwirtschaft" veranschaulicht die notwendigen Maßnahmen.
Der Temperaturanstieg der letzten Jahre lässt im Berggebiet deutlich mehr Biomasse wachsen. So finden die Tiere auf gleicher Fläche mehr Futter vor als früher. Von einer Weide kann aber nur so viel Fläche offen gehalten werden, wie das Vieh auch frisst. Werden die Tiere zu spät aufgetrieben, weiden sie zu Beginn der Weidezeit die schmackhaftesten Plätze ab. Sie suchen diese Flächen immer wieder auf, solange ein ausreichender Aufwuchs – meist bis Anfang August – erfolgt. Die Tiere schaffen sich sogenannte „Fressinseln“, welche stets abgeweidet werden. Die zunächst nicht beweideten Almbereiche werden überständig und im Verlauf der Weideperiode nicht mehr abgefressen. So führt Futterüberschuss im Frühjahr zu Futtermangel im Herbst. Ziel einer modernen Almweide muss es sein, durch eine Anpassung der Weideintensität und des Weidemanagements die zunehmende Verbrachung der Weideflächen zu stoppen und die Qualität des Aufwuchses deutlich zu verbessern. Das „magische Dreieck der Almbewirtschaftung“ veranschaulicht die nötigen Maßnahmen, um künftig die Almweideflächen in ihrer vielschichtigen Form zu erhalten.
1. Rechtzeitiger Auftrieb
Der frühere Vegetationsbeginn verlangt auch einen früheren Auftrieb. Dies ist notwendig, damit die Tiere dem rasch wachsenden Aufwuchs im Frühling hinterherkommen und dieser nicht überständig wird. Da die Vegetationsperiode in unserer Region ca. zwei bis drei Wochen früher einsetzt, sollten auch die Tiere um diese Zeitspanne früher aufgetrieben werden. Eine Herausforderung können spät auftretende Schneefälle bei einer bereits fortgeschrittenen Vegetation sein.
2. Gelenkte Weideführung
Um trotz einer Erhöhung der wachsenden Biomasse in Berggebiet das Offenhalten der Weideflächen zu gewährleisten, muss der Aufwuchs gezielt abgeweidet werden. Nicht abgefressene Bereiche werden auch im Folgejahr nicht abgeweidet. Hier können sich Unkräuter, Zwergsträucher und Jungbäume etablieren. Damit die Tiere eine Weide regelmäßig abweiden, ist eine gelenkte Weideführung notwendig. Beispielsweise können durch eine Koppelhaltung die Tiere angehalten werden, den Aufwuchs sauber abzuweiden.
3. Anpassung der Tierzahl
In den meisten Fällen ist eine Anpassung der Tierzahl notwendig, um die erhöhte Biomasse sauber abzuweiden. Als Unterstützung können zu Rindern unterschiedliche Tiergattungen wie Ziegen oder Schafe eingesetzt werden.
Alle drei Maßnahmen bedingen einander und sind gleichermaßen notwendig, damit eine zukunftsfähige Almwirtschaft in Zeiten des Klimawandels gelingt.
Quelle: Landwirtschaftskammer Landeck, Klimawandel und Almwirtschaft, 2019